Rundbrief II/2025: Wechselkurs

Rundbrief II/2025: Wechselkurs

Dieses Frühjahr steht ganz im Zeichen der globalen (Entwicklungs-)Ökonomie. Nicht nur haben die medial breit rezipierten Zölle der 2. Regierung Trump Schockwellen durch die vernetzte Weltwirtschaft gejagt. Wir finden uns gleichermaßen in einer Staatsschuldenkrise im Globalen Süden, sehen einen Rückgang der Mittel der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit im Globalen Norden, verfolgen die politischen Verwerfungen in den internationalen Finanzinstitutionen und im multilateralen Gefüge insgesamt.

Wendepunkt Sevilla?

Wendepunkt Sevilla?

Ende Juni 2025 werden die Regierungen der Mitglieder der Vereinten Nationen in Sevilla zur 4. Internationalen Konferenz über Entwicklungsfinanzierung (FfD4) zusammenkommen. In einem herausfordernden wirtschafts- und geopolitischen Umfeld werden hohe Erwartungen an die Konferenz gestellt. Einerseits sollen Mittel und Wege gefunden werden, zusätzliche Gelder zu mobilisieren, um die gewaltige Finanzierungslücken bei Klima und Entwicklung zumindest signifikant zu reduzieren. Andererseits soll FfD4 auch ein Meilenstein für die Reform der internationalen Institutionen sein, also dazu beitragen, die internationale Finanz- und Handelsarchitektur fit für die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu machen.

FfD4 zurechtgerückt

FfD4 zurechtgerückt

Die derzeitige globale Finanzarchitektur ist nicht zweckmäßig. Stattdessen hält sie historische Ungerechtigkeiten aufrecht. Die 4..Internationale Konferenz über Entwicklungsfinanzierung (FfD4) bietet eine Gelegenheit, dieses System unter Berücksichtigung der Menschenrechte umzugestalten. Mit einem auf Rechten basierenden gesetzlichen Rahmen für Staateninsolvenzen und eine an Rechten orientierte UN-Rahmenkonvention über internationale Steuerkooperation (UNTC) kann die internationale Gemeinschaft die strukturellen Ungleichgewichte angehen, die lange Zeit Gläubiger und reiche Nationen gegenüber Schuldnerländern und dem Globalen Süden begünstigt haben.

Trump, Steuern und Zeit für Entscheidungen

Trump, Steuern und Zeit für Entscheidungen

Donald Trump ist an der Macht und hat im Rahmen seines umfassenden Angriffs auf den Multilateralismus die internationale Steuerzusammenarbeit zu einem besonderen Ziel gemacht. Aber die Inkompetenz der US-Regierung und Trumps persönlicher Mangel an Verlässlichkeit und einer kohärenten Strategie sind so groß, dass er vielleicht sogar die beste Chance für Fortschritte seit Jahrzehnten geschaffen hat. Wie seine ehemaligen Verbündeten in der Europäischen Union und dem Rest der OECD darauf reagieren, liegt nun an ihnen.

Privat vor öffentlich?

Privat vor öffentlich?

Die Beteiligung privater Geldgeber an der Finanzierung von Infrastruktur und Dienstleistungen ist nicht neu. In den letzten Jahrzehnten hat der Fokus auf die Hebelwirkung privater Finanzmittel jedoch zugenommen, insbesondere nach der Verabschiedung der Aktionsagenda von Addis Abeba (AAAA) auf der 3. Internationalen Konferenz über Entwicklungsfinanzierung (FfD) 2015. Dennoch haben sich die geförderten Initiativen als zu wenig wirksam erwiesen. FfD hat als einziger inklusiver Prozess das Potenzial für transformative Entwicklung im Globalen Süden. Im Vorfeld der 4. FfD-Konferenz (FfD4) in Sevilla bietet sich die Gelegenheit für eine gründliche Überarbeitung der privaten Entwicklungsfinanzierung.

Für eine starke deutsche Entwicklungspolitik

Für eine starke deutsche Entwicklungspolitik

Kriege, Wirtschaft und Migration dominieren gegenwärtig die Schlagzeilen und Deutschland sucht seine Rolle international zwischen Verteidigungsfähigkeit und Friedensmacht, zwischen wertegebundener Außenpolitik und nationalen Eigeninteressen, die oft innenpolitisch gefärbt sind. Gleichzeitig ist zivilgesellschaftlichen Organisationen klar: Die Entwicklungspolitik darf kein Anhängsel der Außenpolitik werden, denn sie ist entscheidend für eine nachhaltige und gerechte Zukunft Deutschlands in einer vernetzten Welt.

Soziales Engagement mit Rendite

Soziales Engagement mit Rendite

Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH – kurz DEG – hat den öffentlichen Auftrag, als Finanzierer der Privatwirtschaft die Entwicklungspolitik des Bundes zu flankieren. Sie hat ein unglaubliches Wachstum hingelegt mit Gewinnen aus den Ländern, in denen sie Entwicklung ankurbeln soll. Sie steht damit beispielhaft für den wachsenden Konflikt der Entwicklungsfinanzierung zwischen Gewinnmaximierung und gemeinnützigem Auftrag. Die Zahlen legen nahe, dass der Konflikt systematisch zu Gunsten der eigenen Gewinne ausgeht.

Welthandel vor Paradigmenwechsel

Welthandel vor Paradigmenwechsel

Der internationale Handel ist in den Nachrichten so präsent wie nie zuvor. Die Zollankündigungen der derzeitigen US-Regierung haben die Bemühungen der Welthandelsorganisation (WTO) um die Festlegung von allgemeingültigen Regeln anscheinend zunichte gemacht. Die WTO wurde 1995 unter dem Vorwand gegründet, einheitliche multilaterale Regeln für ein harmonisiertes Funktionieren des globalen Handelssystems zu schaffen und durchzusetzen. Durch den Grundsatz „Ein Land – eine Stimme“ und die Meistbegünstigtenregel wird allen Mitgliedern der gleiche Status eingeräumt. Während der erstgenannte Grundsatz in der globalen Machtdynamik seit Langem an Bedeutung verloren hat, wurde die Meistbegünstigung, die allen Mitgliedern die gleiche Behandlung in Form von Zöllen und anderen Leistungen gewährt, durch die aktuellen US-Zölle praktisch zerstört.

Private Profite, öffentliche Krisen

Private Profite, öffentliche Krisen

In den Jahren 2025 bis 2027 müssen 47 Länder im Globalen Süden durchschnittlich mehr als 15 % ihrer jährlichen Staatseinnahmen für den Schuldendienst an ausländische Gläubiger aufbringen. In 28 weiteren Staaten liegt die jährliche Schuldenlast mit zwischen 10 und 15 % ebenfalls auf hohem Niveau.[i] Angesichts eines derart knappen fiskalischen Handlungsspielraums ist es schwierig bis unmöglich, die SDGs zu erreichen. Man kann angesichts der Lage von einer ausgewachsenen Schuldenkrise sprechen. Die Antwort der internationalen Gemeinschaft auf diese Krise bleibt allerdings hinter dem Erforderlichen zurück. Vor allem fehlt bis heute ein verbindliches, transparentes und institutionell eingebettetes Verfahren zum Umgang mit Staatsschuldenkrisen.

Weltweite Krisen verlangen nach systemischen Reformen

Weltweite Krisen verlangen nach systemischen Reformen

Seit der COVID-19-Krise gibt es eine rege Diskussion um die Reform der internationalen Finanzarchitektur. Bisher wurden jedoch nur wenige oberflächliche Maßnahmen beschlossen. Der langjährige Unwille europäischer Staaten, systemische Reformen in Betracht zu ziehen, statt auf kleinere Korrekturmaßnahmen bei den Bretton-Woods-Institutionen zu setzen, fällt ihnen nun unter Donald Trump auf die Füße. Die 4. Internationale Konferenz über Entwicklungsfinanzierung (FfD4) wäre die optimale Chance, diesen Kurs zu korrigieren, neue Partnerschaften zu pflegen und dafür auch Zugeständnisse zur machen.

Die verschobene Inflation

Die verschobene Inflation

Die Leitzinspolitik der Zentralbanken im Globalen Norden verschiebt die Inflation in den Globalen Süden. Durch Wechselkurs- und Inflationsdruck werten die Währungen des Südens gegenüber dem Norden ab. Das verschärft die Abhängigkeit von Rohstoffexporten und die Armut der unteren Klassen im Süden.

Die Macht der Monopolisten – ein globales Problem

Die Macht der Monopolisten – ein globales Problem

Die Macht großer Unternehmen ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. In vielen Sektoren dominieren einzelne Konzerne wie Google oder Amazon den Markt. Das schafft problematische Abhängigkeiten und verschärft ökonomische und soziale Ungleichheiten. Die Gewinne konzentrieren sich bei wenigen marktmächtigen Konzernen und bei den Ländern, die auf gewinnträchtige Industrien spezialisiert sind. Es ist an der Zeit, der Monopolisierung global entgegenzutreten.

Digitaler Kolonialismus

Digitaler Kolonialismus

Wie zu Zeiten des historischen Kolonialismus dominieren Tech-Konzerne aus den USA und inzwischen auch aus China Wirtschaft und Gesellschaft im Globalen Süden. Sie beuten Daten und Rohstoffe aus und sehen zu, wie autoritäre Regime ihre Bevölkerung mit einem Arsenal an digitalen Repressionsinstrumenten unterdrücken. Hauptsache: Ihr Machtradius erweitert sich und ihre Profite steigen.

Ignoranz gegenüber den Grundlagen des Lebens

Ignoranz gegenüber den Grundlagen des Lebens

Im Dezember 2022 warteten Delegierte und Beobachter:innen gespannt auf die letzte Plenarsitzung der Vertragsstaatenkonferenz (COP) des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD). In den frühen Morgenstunden des 19. Dezember setzte der chinesische Präsident den Hammer an, um den Beschluss 15/4 zu verabschieden: den neuen globalen Rahmen für die biologische Vielfalt mit 23 Zielen, die zusammen einen Weg zu einem Leben in Harmonie mit der Natur bis 2050 gewährleisten würden. Trotz aller Euphorie über das Erreichen eines solchen Meilensteins gab es auch einen bitteren Beigeschmack: Die Einigung stieß auf erhebliche Proteste insbesondere der afrikanischen Staaten, allen voran der Demokratischen Republik Kongo, die von den Ländern des Globalen Nordens größeres finanzielles Engagement für den Erhalt der biologischen Vielfalt forderten.

Gentechnik in der Natur? Warum wir ein Moratorium brauchen

Gentechnik in der Natur? Warum wir ein Moratorium brauchen

Sollen gentechnisch veränderte Organismen künftig nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in natürlichen Ökosystemen eingesetzt werden? Die Ausrottung von Krankheitsüberträgern, die Beseitigung invasiver Arten, Überlebenshilfen für bedrohte Spezies, selbst die Wiederbelebung bereits ausgestorbener Lebensformen sollen nun mittels Gentechnik erreicht werden. Die möglichen Auswirkungen auf unsere ohnehin angeschlagenen Ökosysteme sind nicht absehbar. Doch nicht nur deshalb sollte die Weltnaturschutzunion solchen Anwendungen klare Grenzen setzen.

Auf dem Weg zu einer Lösung?

Auf dem Weg zu einer Lösung?

Vor anderthalb Jahren wurde in Bonn ein neues Rahmenwerk für das internationale Chemikalienmanagement verabschiedet. Seitdem ist einiges passiert, doch nur weniges, was wirklich auf das Konto für einen besseren Schutz von Mensch und Umwelt einzahlt. Derzeit liegt der Fokus auf dem Schließen von Lücken im Rahmenwerk. Es gilt aber, dringend in die Umsetzung zu kommen.

International vernetzte Rechte

International vernetzte Rechte

Rechte und fundamentalistische Gruppen bilden einflussreiche internationale Netzwerke, die menschenfeindliche Ideologien verbreiten und Hass schüren. Eines dieser Netzwerke ist der World Congress of Families (WCF). Die Verbindungen bis in Regierungen hinein und die Finanzkraft der mit dem WCF assoziierten Gruppen, die sie gezielt für ihre Lobbyarbeit einsetzen, tragen zur Bedrohung von Menschenrechten und zivilgesellschaftlichen Handlungsspielräumen in vielen Ländern bei.

DSI und der Cali Fund

DSI und der Cali Fund

Die Entscheidung der CBD-Vertragsstaaten in Rom markiert einen Durchbruch: Erstmals sollen kommerzielle Nutzer digitaler Sequenzinformationen (DSI) verpflichtend zur Finanzierung der globalen Biodiversitätsziele beitragen. Mit dem neu eingerichteten Cali Fund wird ein gerechter Vorteilsausgleich angestrebt, insbesondere zugunsten indigener und lokaler Gemeinschaften. Noch sind viele Details ungeklärt, doch der Weg zu mehr Fairness und Transparenz ist geebnet.