Rundbrief II/2025: Wechselkurs

Rundbrief 2025/2

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dieses Frühjahr steht ganz im Zeichen der globalen (Entwicklungs-)Ökonomie. Nicht nur haben die medial breit rezipierten Zölle der 2. Regierung Trump Schockwellen durch die vernetzte Weltwirtschaft gejagt. Wir finden uns gleichermaßen in einer Staatsschuldenkrise im Globalen Süden, sehen einen Rückgang der Mittel der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit im Globalen Norden, verfolgen die politischen Verwerfungen in den internationalen Finanzinstitutionen und im multilateralen Gefüge insgesamt.

Dass die Vereinten Nationen nach zehn langen Jahren der Vorbereitung genau zu diesem Zeitpunkt zu einer 4. Internationalen Konferenz über Entwicklungsfinanzierung ins spanische Sevilla einladen, mag Zufall sein. Die Konferenz bietet aber die Gelegenheit, dass sich die internationale Gemeinschaft auf Augenhöhe darüber unterhält, wie unter den genannten Bedingungen vielleicht doch noch Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung gemacht werden können. Denn entgegen ihrem Namen geht es bei der Konferenz, die am 30. Juni eröffnet werden wird, mitnichten nur um die Erhöhung der öffentlich bereitgestellten Mittel für die bi- und multilaterale Entwicklungszusammenarbeit. Die Konferenz bearbeitet vielmehr Fragen von der nationalen und globalen Steuerpolitik, über die Rolle privater Investitionen, möglicher kurz-, mittel- und langfristiger Lösungen für die Schuldenkrise, der Rolle des Handels, die nötigen Reformen der sog. internationalen Finanzarchitektur bis zur Rolle neuer Technologien.

Während ich diese Einleitung schreibe, verhandeln die Regierungen der 193 UN-Mitglieder über ein Ergebnisdokument für die Konferenz von Sevilla. Weil Vorhersagen über die Zukunft naturgemäß fehleranfällig sind, behandeln die Artikel im Schwerpunkt dieser Rundbrief-Ausgabe nicht die zu erwartenden, konkreten Ergebnisse der Konferenz, sondern beleuchten, worum es geht und gehen sollte. Dabei blicken die Autorinnen und Autoren auch über das politisch Machbare hinaus und zeigen das eigentlich Nötige aus Sicht deutscher und international tätiger zivilgesellschaftlicher Organisationen.

Begleitet werden die Beiträge zur Finanz- und Wirtschaftspolitik von Artikeln zur synthetischen Biologie und digitalen Sequenzierung, von einem Bericht zum Global Framework on Chemicals und einem Fallbeispiel zum zunehmenden Druck auf kritische und progressive Zivilgesellschaft. Wir hoffen, es ist für jede und jeden von Ihnen etwas dabei.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre,

Wolfgang Obenland